Tunnelspiele gehören zu den intensivsten und zugleich riskantesten BDSM-Praktiken. Sie verlangen mentale Stärke, Vertrauen und ein tiefes Verständnis der eigenen Grenzen. Der besondere Reiz entsteht dadurch, dass das Spiel – einmal begonnen – nicht vorzeitig abgebrochen wird. Der Weg führt nur vorwärts, nie zurück. Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins kann unglaublich erregend sein, verlangt aber verantwortungsvolle Vorbereitung.
Gerade für Einsteiger gilt: Tastet euch langsam heran. Tunnelspiele sind keine Praktiken für ein erstes BDSM-Abenteuer, sondern für Menschen, die bereits Erfahrung mit Schmerz, Machtgefällen und psychischer Belastung haben.
Nicht mal ein Safeword kann Dich retten
In fast allen BDSM-Sessions dient ein Safeword als Fundament für Sicherheit und Vertrauen. Es ist das Werkzeug, das jede Handlung sofort stoppt, wenn Grenzen erreicht oder überschritten werden. Bei Tunnelspielen ist das anders: Es gibt bewusst kein Safeword.
Dieser Verzicht verändert alles. Wer ein Tunnelspiel beginnt, verpflichtet sich, die gesamte Dauer durchzuhalten. Deshalb ist es essenziell, vorher präzise festzulegen, welche Art von Tunnelspiel gespielt wird, wie intensiv es sein darf und welche körperlichen wie psychischen Belastungen erwartet werden.
Tipp für Fortgeschrittene: Lege „weiche Tunnelspiele“ fest, z. B. Figging oder kurze Kontrollrituale mit klar definierten Zeiträumen.
Tipp für Erfahrene: Arbeite mit sekundären Sicherheitsmechanismen (sichtkontrolle, stille Signale), aber niemals ohne Nachbereitung.
Das beliebte Figging
Figging gehört zu den mildesten Formen eines Tunnelspiels – und dennoch ist es alles andere als harmlos. Hier wird kontrollierter, brennender Schmerz durch Naturprodukte erzeugt: Ingwer, Chili oder Brennnesseln.

Brennnesseln können den Körper bedecken oder gezielt an empfindlichen Stellen eingesetzt werden. Durch den intensiven Schmerz und Juckreiz entsteht ein kraftvolles, unentrinnbares Gefühl – du kannst sie nicht entfernen, bis die Wirkung von selbst abklingt.
Ingwer lässt sich anal oder vaginal einführen. Die Schärfe entfaltet sich langsam, erzeugt ein tiefes Brennen und hält lange an, ohne nachhaltigen Schaden zu verursachen. Chili erzeugt eine noch stärkere Hitzeentwicklung und sollte ausschließlich von sehr erfahrenen Spielpartnern genutzt werden.
Fesseln, die sich nicht lösen lassen
Eine der härtesten Varianten von Tunnelspielen ist die Langzeitfesselung. Sechs bis acht Stunden gefesselt zu sein – oft in unbequemen Positionen – kann körperlich wie psychisch eine extreme Herausforderung darstellen.
Nicht nur Schmerzen, sondern auch Kontrollverlust, Unruhe, Kälte, Kribbeln oder der Drang zur Toilette können das Erlebnis intensivieren oder stark belasten.
Der aktive Part darf das Schloss nicht öffnen – egal wie sehr du winselst, jammerst oder bittest. Das macht die Situation so aufregend, aber auch so gefährlich.
Mehr Sicherheit bietet ein Zeitschloss, das sich erst öffnet, wenn der Timer abgelaufen ist. Eine kreative, aber ebenso unerbittliche Alternative: eingefrorene Schlösser. Erst wenn der Eisblock schmilzt, endet die Fesselung.
Dies verlangt von beiden Beteiligten starke Kommunikation im Vorfeld, präzise Planung und Vertrauen – denn Tunnelspiele bedeuten immer auch psychische Belastung.
Tipps für alle Levels – Tunnelspiele Schritt für Schritt
• Kein echtes Tunnelspiel: Stattdessen Mini-Challenges ohne Safeword-Verzicht.
• Lerne Schmerzarten, Reaktionen und eigene Grenzen kennen.
• Beobachte psychische Effekte in kurzen Sessions.
Level 2 – Fortgeschrittene:
• Figging oder leichte Immobilisation mit klaren Zeitfenstern (10–20 Minuten).
• Nutze Zeitschlösser, aber halte Sichtkontakt und kommuniziere vorher intensiv.
• Setzt klare Regeln für Nachsorge, Wasser, Raumtemperatur und Pausen danach.
Level 3 – Erfahrene:
• Längere Fesselzeiten, starke Reizmittel oder psychologische Tunnel (Befehlsserien).
• Kein Safeword – aber stille Sicherheitsmechanismen (Vereinbarungen vorab).
• Immer medizinisch unbedenkliche Positionen, keine Gefährdung von Atmung oder Kreislauf.
Rollenspiel Schritt für Schritt – je nach Level
1. „Du hältst diesen Reiz bis zum Ende durch.“ – klare, aber leichte Aufgaben.
2. Reize mit kurzer Dauer, z. B. leichte Hitze oder Druck.
3. Nachbesprechung zur Verarbeitung.
Level 2 – Fortgeschrittene:
1. Szenario: „Du betrittst jetzt den Tunnel, es gibt kein Zurück.“
2. Zeitschloss oder Figging zum Start.
3. Aktive beobachtet Reaktionen und steigert nur im vereinbarten Rahmen.
Level 3 – Erfahrene:
1. Intensive mentale Führung: Ritual, Countdown, feste Regeln.
2. Reize, die über Zeit stärker werden (langes Brennen, Positionen).
3. Emotionales Aftercare als Pflicht, nicht als Option.
Warum Tunnelspiele so reizvoll – und so gefährlich – sind
Die Faszination entsteht aus der Kombination von Ohnmacht, Hingabe und Unausweichlichkeit. Wer Tunnelspiele praktiziert, sucht nicht nur körperliche Stimulation, sondern ein tiefes psychologisches Erlebnis.
Doch genau deshalb muss Sicherheit an oberster Stelle stehen: Anatomie, Risiken, Kreislauf, Atmung, Temperatur, psychische Stabilität – all das muss bedacht und ernst genommen werden. Tunnelspiele sind nur dann erotisch, wenn sie verantwortungsvoll durchgeführt werden.
Es ist erlaubt, kreativ zu sein – doch vergiss niemals: Nichts und niemand erlöst dich vorzeitig.





